Tonumfang F G -– a3
Restaurierung eines „Cottage Nr.6“ Pfeifenorchestrions der Firma Welte & Söhne / Freiburg 1905
Disposition
Bass / Begleitung | F,G – h // | „Zinn“/= Gedackt | 16´ (ab e 8´offen) |
Waldflöte | 8´ | ||
Gedackt | 8´ | ||
Oktave | 4´ | ||
Posaune | 8´ | ||
Melodie | c1 -– a3 | Waldflöte | 8´ |
Gedackt | 8´ | ||
Zinn (Prinzipal) | 8´ | ||
Oktave | 4´ | ||
Trompete | 8´ | ||
Klarinette16´ | (c´-f´ labialer 8´) | ||
Schlagwerk | Kleine Trommel | ||
Große Trommel (2 Schlägel) | |||
Pauke mit Becken leise/laut | |||
Triangel |
A: Restaurierung des originalen Bestandes
des in Teilen zerstörten und verloren gegangenen Instruments unter strikter Vermeidung von Substanzverlust und Beachtung der zeitentsprechenden Herstellungsmethoden der Firma Welte (Gehäuse ,Windladen, Balganlage Druckwind, Rollenapparat, Labialregister, linguale Klarinette).
Die Windlade
Die Firma „Welte“ verwendete in ihren Orchestrien sogenannte Hängeventilladen.
Das sind Registerkanzellenladen mit hängenden angeschwänzten Klappenventilen , die mittels eines gemeinsamen und durch alle Kanzellen laufenden Trakturdrahtes mechanisch abgezogen werden.
Bass – und Diskantlage werden separat angesteuert.
In älterer Ausführung wurde diese mechanische Windlade von einer Stiftwalze ebenfalls mechanisch gespielt.
Ab ca. 1887 stellte man auf die pneumatische Notenrollensteuerung um, von der aus die mechanische Traktur der Windlade mittels kleiner Saugwindbälge angegriffen wurde.
Die Trakturdrähte wurden erneuert, die Klappenventile neu beledert.
Die geöffneten Kanzellen der Hängeventillade
Klappenventil
Die Balganlage
Die der Windversorgung des Pfeifenwerkes dienende Druckwindanlage (Einfaltiges Magazin mit 6 Schöpfbälgen) musste zur Gewährleistung dauerhafter Funktion neu beledert und papiert werden. Die den Windstrom regelnden Rückschlagklappen sind gleichfalls neu beledert.
Druckbalg
Das labiale Pfeifenwerk
Die Labialstimmen in Holz sind bis auf einzelne Pfeifen weitgehend erhalten. Risse wurden geleimt, fehlende Stimmschieber ergänzt, Spunde beledert, die Oberflächen mit Schellack poliert, eine Nachintonation durchgeführt. Die Diskantlage des Registers „Zinn (= Prinzipal)“ – das Mittelfeld des Prospekts – ist original erhalten. Die äußeren Prospektfelder in Zinn sind die Baßlage der „Oktave 4´“ und wurden baugleich ergänzt.
Waldflöte Diskant
Gedackt Diskant
Oktave Diskant
Zinn Diskant
Die linguale Klarinette
Zungen, Kehlen und Stiefel der durchschlagenden Klarinette waren weitgehend erhalten. Die Becher mussten zu ca. 40 % originalgetreu ergänzt werden.
B: Rekonstruktionen fehlender oder bruchstückhafter Baugruppen
im strengen Abgleich mit in Museen erhaltenen Instrumenten
Neuanfertigung der verloren gegangenen Saugwindanlage (Versorgung der Ton – und Registerschaltungen) als Rekonstruktion anhand in Sammlungen vorhandener Instrumente gleicher Bauart
Saugbalg
Balganlage im Fundament
Antrieb
Rekonstruktion des nur noch in Bruchstücken vorhandenen Saugwindrelais der Tonschaltungen inklusive der Registervorschaltung mit Selbsthaltung. Dieses Relais wird durch den Saugbalg im Unterbau gespeist und erhält die Schaltbefehle vom Notengleitblock per Zusammenbruch des Vakuums bei Lochöffnung. Es traktiert die Tonschaltungen der Windlade ab hier mechanisch, in die Registerschaltungen wird das Vakuum weitergeleitet.
Saugwindrelais
Tonbälge
Verrohrung vom Gleitblock
Mechanik zu den Tonschaltungen der Windlade
Rekonstruktion (Bruchstücke erhalten) der pneumatischen Registerschaltungen. Angesteuert werden diese aus dem zentralen Saugwindrelais.
Registerschaltung
Registerschaltung in Funktion
Registerverrohrung
Rekonstruktion der durchschlagend ausgeführten Lingualstimmen Posaune und Trompete (Stiefel teilweise erhalten, Messingbecher neu angefertigt ) , der zinnernen Baßlage der Oktave und der in den hölzernen Labialstimmen fehlenden Pfeifen anhand originaler Welte-Pfeifen.
Rekonstruktion des Schlagwerks
Da das Instrument zum manuellen Spiel auf mechanische Traktur umgebaut vorgefunden wurde, fehlen die Bauteile der Perkussion bis auf wenige Überbleibsel (Versorgung, Lagerpunkte) weitgehend. Umfangreiche Informationssammlung zu Funktion und Konstruktionsmerkmalen an originalen Vergleichsinstrumenten waren notwendig.
Relais Kleine Trommel
Kleine Trommel
Schaltung Große Trommel
Paukenbälge piano und mezzoforte
Triangelklöppel
Große Trommel = Timpani
Neuanfertigung des Notenrollenapparates
Alle Gussteile sind maßgetreue Messingabgüsse von Originalen, vernickelt und funktionsentsprechend montiert.
Die Restaurierung erfolgt für eine private Sammlung nach exaktem Vergleich mit Parallelinstrumenten.